Wechsel – welcher Wechsel?

Die baden-württembergische SPD wirbt im aktuellen Landeswahlkampf mit „der ECHTE WECHSEL“. Schon wieder.
Zur letzten Bundestagswahl waren alle von den Erfolgen von Barack Obama begeistert. Landauf, landab, alle hatten den Sieg des amerikanischen Präsidenten vor Augen, als sie sich das „Change“ auf die Fahnen geschrieben haben. Man(Frau)(Mensch) bräuchte einen Wahlkampf wie Obama: mit tollen Hochhalt-Schildern (früher Winkelemente), einen facebook und twitter account und schon wäre alles ganz neu, alles anders, halt irgendwie Wechsel.
Aber nicht nur die Parteien machen sich mit dem verkürzten Blick über den Teich komplett lächerlich. Auch ver.di hatte mit „never work alone“ den Ansatz Organizing in D´land einzuführen begonnen. Mittlerweile wird in „Die grosse Wut und die kleinen Schritte“ erstmals in gewerkschaftlichem Zusammenhang auf Saul Alinsky eingegangen. Damit ist der Weg frei, Organizing nicht als rein gesellschaftliches oder gewerkschaftliches Handeln zu definieren, sondern als eine sich gegenseitig befruchtendes „res republica“  Das steht in krassem Gegensatz zum älteren Text von Hae-Lin Choi, der gewerkschaftliches Organizing als „Mitgliederwerbung“ verunglimpfte, das „in den 90er Jahren“ entstanden sei….
Noch stehen wir ganz am Anfang. Weder die alternativlosen Parteigenossen_innen als auch die gewerkschaftlichen Funktionäre_innen haben begriffen, welche demokratischen Kräfte wirken können, wenn sie nicht instrumentalisiert werden. Sie haben die Auflösung zwischen Konsument_in und Produzent_in nicht begriffen, sehen sich selbst als Heilsbringer einer unkontrollierte Masse. Zu Schulzeiten wurde das „Thema verfehlt“ genannt.
Was wir gerade in Wisconsin oder in London erleben, übertrifft ihre Vorstellungskraft. Genau wie der Anspruch, in Amerika eine allgemeine Krankenversicherung einzuführen, wie es seinerzeit Obama versucht hatte. Ob er alle seine Wahlthemen einhalten kann ist offen. Dafür ist eines sicher: Obama hat versucht, die Themen zu bearbeiten, die den Menschen wichtig waren. Und nicht anders herum. Das war der Wechsel. Und es war radikal. Ein Attribut, das in D´land mittlerweile mit handlungsunfähig oder aktionistisch gleichgesetzt wird.

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